Ganz neue Töne im Prozess
Hocheffizientes Bauvermessen mit dem LN-100 von Topcon
Allem Anfang liegt ein Zauber inne, und der ist im Falle der Erweiterung der Hochschule Osnabrück architektonischer Natur. Bedingt durch die runden Formen des Rohbaus fehlen bei diesem Bauprojekt Achsen, was die Orientierung beim Setzen der Messpunkte erschwert. Trotz dieser Umstände verrichtet Auftragnehmer Lühn Bau die Vermessungsarbeiten komplett in Eigenregie mithilfe des LN-100 von Topcon, einer Robotikstation zur dreidimensionalen Bauvermessung und Absteckung. Seine Passion für digitale Technologien hat Polier Jörn Wichmann den Einstieg in das Gerät leichtgemacht. Und jetzt will er nicht mehr ohne.
Jörn Wichmann schreitet durch das Hauptgebäude des Instituts für Musik der Hochschule Osnabrück voran, weiter geht es über das Gerüst aufs Dach. „Als andere an ihren Mofas herumgeschraubt haben, baute ich Computer zusammen.“ Da war er 17. Heute dirigiert der 49-jährige den Rohbau zur Erweiterung des Instituts für Musik der Hochschule Osnabrück. Und der hat es in sich, sind doch 75 Prozent der Flächen ellipsenförmig – und damit eine Herausforderung für die Vermessung.
Eine Ouvertüre aus Längen und Höhen
Wichmann legt los. Den LN-100 hat er im Handumdrehen aufgestellt. Nach dem Einschalten horizontiert sich das Gerät von allein. Den Topcon-Feldrechner FC-5000 in der Hand, steuert der Hochbauexperte kabellos die Robotikstation mittels der Software Magnet Field, ebenfalls von Topcon. Anhand des LN-100 kann der Polier den Bau abstecken und Kontrollmessungen durchführen. Das kompakte System arbeitet dreidimensional und ersetzt Theodolite, Bandmaße und andere Layout-Werkzeuge. Anhand dieser Klaviatur braucht es nur eine Person, um die Infrastruktur vom Plan in die Realität zu übertragen.
Wichmann geht routiniert zu Werke, im Handumdrehen hat er sein Ergebnis – und weiter zum nächsten Punkt. Wohin er sich auch bewegt, die Optik der Robotikstation verfolgt jeden seiner Schritte.
Vom Dach geht es runter ins Obergeschoss. Einige Probenbereiche, sowie die Tanz- und Bewegungsräume sind rechtwinklig, der Großteil allerdings besteht aus Ellipsen und Konkaven. Die Übertragung wichtiger Linien und Höhen des Bauplans in das Gelände gestaltet sich entsprechend „tricky“. Auf herkömmliche Weise müssten die Achsen der runden Formen sehr aufwendig berechnet werden, was wertvolle Zeit kostet. Wichmann, der bereits seit 2007 bei der Lühn Bau arbeitet und somit auch traditionelle Verfahren der Vermessung kennt, spart sich diesen Aufwand gern. Er bringt den größten Vorteil der Robotikstation auf den Punkt: „Ich bin unabhängig, flexibel, mache alles selbst – und alles ist wesentlich einfacher geworden.“
„Ich kann mir dank der Magnet Field-Software die Pläne selbst ins System ziehen, damit direkt auf die Baustelle, Achsen setzen, Wände und die geplante Infrastruktur anzeichnen.“
Design in höchsten Tönen
Die Erweiterung des Instituts für Musik in Osnabrück besteht aus einem zweigeschossigen Gebäude, aufgeteilt in drei Einheiten. 2.320 Quadratmeter Raum werden hier geschaffen. Begonnen im Mai letzten Jahres, soll das Projekt im November 2020 fertiggestellt sein.
Um ein Orchester von 18 Mitarbeitern auf einer solchen Baustelle – fast ohne Ecken und Kanten – zu koordinieren, muss der Polier seine Zeit effizient planen. Die Topcon Lösungen spielen ihm dabei in die Karten: „Ich kann mir dank der Magnet Field-Software die Pläne selbst ins System ziehen, damit direkt auf die Baustelle, Achsen setzen, Wände und die geplante Infrastruktur anzeichnen.“ Und die Partitur des Gesamtwerks auf diese Weise schnell und kostengünstig in die Realität übertragen.
In diesem Prozess ist Musik drin
Das Osnabrücker Projekt ist bereits die dritte Baustelle, die der Polier mit dem LN-100 umsetzt. Ob Wichmann die Zeitersparnis beziffern könne? Der Westfale überlegt nicht lange: „40 bis 45 Prozent.“ Also eine Zeitersparnis von bis zu 45 Prozent und keine Kosten durch den Einsatz von Dritten? Skalierbar auf alle Projekte des Unternehmens ist in diesem Prozess im wahrsten Sinne des Wortes „Musik drin“.
Nachvollziehbar, dass sich die Lühn Bau zum Ziel gesetzt hat, ihre Bauleiter und Poliere auf den LN-100 einzuschwören. Vor der Entscheidung wurde das System ausgiebig getestet. „Als der Polier das Gerät gar nicht mehr hergeben wollte, wurde aufgestockt”, beschreibt Mirco Schmidt, Bauleitung Lühn Bau, den Start der Zusammenarbeit. 16 Geräte hat das Unternehmen inzwischen gekauft. Trotz – oder gerade wegen – der 300 Jahre währenden Firmenhistorie bleibt die Lühn Bau immer am technischen Puls der Zeit. Doch was ist mit jenen traditionell denkenden Kollegen, die vor allem das schätzen, was sie kennen und „schon immer so gemacht“ haben – wie überzeugt man die? „Das ist keine Frage des Alters. Eher eine Frage, ob man Lust hat, sich mit Innovationen zu befassen“, schmunzelt Wichmann. Er hat Lust, keine Frage.
Die Rundungen der Hochschule stehen inzwischen. Und Jörn Wichmann ist bereits auf einer anderen Baustelle. Beim nächsten Projekt. Mit dem LN-100 an seiner Seite.